Buxtehuder SPD-Abgeordnete wollen die derzeit eher trostlose Meile zwischen Bahnhof und Altstadt mit Fördermitteln aufwerten.

Buxtehude. Häufige Wechsel in Ladengeschäften von Gebäuden, die allenfalls in den 1980er-Jahren einen Charme entfalten konnten. Die eine oder andere Spielhalle zu viel. Stadtraumverschwendung wie in einer Autogerechten Stadt des vergangenen Jahrhunderts. Die SPD sieht die Bahnhofstraße in Buxtehude so sehr in die Jahre gekommen, dass es Zeit für eine Modernisierung sei.

Alexander Paatsch (v.l.), Astrid Bade und Niels Großkreutz (alle SPD) stehen in der Bahnhofstraße in Buxtehude
Versteckt hinter der 80er-Jahre-Fassade: das Kino in Buxtehude
Historische Stadtvillen erinnern an die Glanzzeit der Buxtehuder Bahnhofstraße
Händler haben die Straße mit Blumenbeeten verschönert. Die dunklen Kübel selbst sind nicht unumstritten

"Wir müssen die Straße von ihrem 1970er-Jahre-Charme befreien", sagt die SPD-Fraktionsvorsitzende Astrid Bade. Die Hansestadt solle dazu ein städtebauliches Entwicklungskonzept erarbeiten. Gedacht werden dürfe bis zur Revolution in der gradlinigen Autostraße: Auch die Verwandlung der Bahnhofstraße in eine Fußgängerzone oder einen Shared Space (Gemeinschaftsstraße) könne am Ende stehen.

Niedersachsen: 112 Millionen Euro für den Städtebau

Die mehr als 600 Meter lange Bahnhofstraße verbindet den Bahnhof mit der Altstadt und ist damit eine der wichtigsten Mobilitätsachsen in der Hansestadt Buxtehude. "Ein Juwel", sagt Astrid Bade. Nur das er eben nicht mehr funkelt.

Damit sich das wieder ändert, schlägt die SPD vor, 50.000 Euro in den städtischen Haushalt des nächsten Jahren einzustellen. Damit würden die Kosten für ein städtebauliches Entwicklungskonzept kofinanziert. Dieses ist Voraussetzung, damit die Stadt Buxtehude Städtebauförderung zur Aufwertung der Bahnhofstraße von Bund und dem Land Niedersachsen erhalten kann.

In diesem Jahr fördert Niedersachsen den Städtebau mit 56 Millionen Euro. Zusammen mit dem Bundesanteil stehen Mittel in Höhe von 112 Millionen Euro zur Verfügung. Bei einer Sitzung seines Kabinetts in Lüneburg Ende Februar sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), das Land wolle Städtebau auf hohem Niveau fördern.

Für die Modernisierung der Bahnhofstraße könne davon etwas abfallen, denkt die SPD in Buxtehude. Für die Neuordnung des Parkraums zum Beispiel. In Parkbuchten stehen die Fahrzeuge hintereinander aufgereiht vor den Geschäften. "Stadtraumverschwendung" nennt Astrid Bade das. Schräg angeordnet könnten mehr Fahrzeuge weniger Parkraum verbrauchen.

Der Behindertenparkplatz ausgerechnet vor einem Sanitätshaus sei nicht behindertengerecht und damit ein Ärgernis, sagt sie. Die Sozialdemokraten kritisieren auch, dass ihrer Meinung nach zu viele Parkplätze an Ladengeschäfte vermietet seien. "Diese Zweckentfremdung von öffentlichem Parkraum stört mich", sagt Astrid Bade.

Eine Verschwendung von Stadtraum macht Buxtehudes SPD-Parteivorsitzender Alexander Paatsch in Höhe des Gebäudes der Sparkasse Harburg-Buxtehude aus. "Hier könnte ich mir einem Stadtplatz vorstellen, der zum Verweilen einlädt", sagt er.

Heute hat sich gegenüber der retrofuturistischen Betonarchitektur der Sparkasse Harburg-Buxtehude aus den frühen 1970er-Jahren ein Ort entwickelt, den nur Architekten aus den 1980er-Jahren etwas Schönes abgewinnen können. Eine Hot-Dog-Bude verdeckt den Leerstand in dem dahinter liegenden Gebäude, dem eine Schönheitskur gut tun würden. Vielleicht mit Hilfe der Städtebauförderung?

Vier verschiedene Plasterungen sind verlegt. Der "Bullevard", das sind Messingplatten im Boden, die auf die Sieger des Jugendliteraturpreises "Buxtehuder Bulle" aufmerksam machen, würde optisch untergehen.

Historische Stadtvillen erinnern an die prächtigen Zeit der Bahnhofstraße. Modernisierte Backsteinbauten nennt Astrid Bade als positives Beispiel. "Die Geschäftsleute sind motiviert, die Bahnhofstraße aufzuwerten", sagt die SPD-Politikerin. Das symbolisierten auch die gesponserten Blumenhochbeete auf dem Gehweg – auch wenn die dunklen Kubusformen in der Bevölkerung umstritten sind.

Alle sollen mitreden können, betont die SPD: Anwohner, Gewerbetreibende, Vereine, übrige Bürger. Am Ende solle eine in die Moderne transportierte Bahnhofstraße stehen: "Ich könnte mir alles vorstellen", sagt Alexander Paatsch, "von der Fußgängerzone bis zum Shared Space."

Förderung

56 Millionen Euro investiert Niedersachsen im Jahr 2017 für die Städtebauförderung. Zusammen mit dem Bundesanteil stehen 112 Millionen Euro für insgesamt fünf Programme zur Verfügung.

Das Programm "Aktive Stadt- und Ortsteilzentren" soll zentrale Versorgungsbereiche stärken, die durch Funktionsverluste (vor allem im Fall von Leerstand) bedroht sind.

Die Fördermittel können eingesetzt werden zur Aufwertung des öffentlichen Raumes (Straßen, Wege, Plätze), zur Modernisierung von Gebäuden, die das Stadtbild prägen, für Bau- und Ordnungsmaßnahmen für die Wiedernutzung von Grundstücken und für ein Citymanagment.

Die Laufzeit beträgt acht Jahre.

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