1878 – 1890

Die SPD unter dem Sozialistengesetz 1878 – 1890

Aus der Sicht des deutschen Autoritätsstaates musste die in Gotha geeinte und an marxistischen Ideen des Eisenacher SDAP-Programms von 1869 weitgehend festgehaltene Sozialdemokratie als Herausforderung gegen den Staat erscheinen.

Deshalb gingen Polizei und Justiz zwar innerhalb der bestehenden Gesetze, aber mit besonders strenger Auslegung gegen Sozialdemokraten vor. Noch 1873 und 1875 hatte Bismarck vergeblich versucht, Presse- und Vereinsgesetzgebung als Waffe gegen sie einzusetzen.

Das „Sozialistengesetz“ verbot alle sozialdemokratischen Parteiorganisationen, Vereine, Gewerkschaften, Unterstützungskassen, Zeitungen und Versammlungen, die den „Umsturz der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung bezwecken“.

Auch in Buxtehude war es schwer, die Parteiarbeit aufrecht zu erhalten. Bürgermeister und Polizeibehörden mussten regelmäßig über sozialdemokratische Aktivitäten berichten. So meldete der Buxtehuder Bürgermeister am 19. Juli 1878 (also noch vor der Verabschiedung des Sozialistengesetzes), dass ein sozialdemokratischer Verein dort z.Zt. nicht existiere und in der letzten Zeit auch keine sozialdemokratischen Versammlungen stattgefunden hätten, dass aber die Zahl der Anhänger der Sozialdemokraten ca. 150 Personen betrage. Es handele sich dabei um Arbeiter aus allen Fabriken, sonstige Handwerker und wenige kleine Handwerker. Unter den Dienstboten und unter der Landbevölkerung seien ihm sozialdemokratische Anhänger nicht bekannt. Führer der Sozialdemokraten in Buxtehude seien der Zigarrenmacher Weber, der Schneidermeister Steffens und der Barbier Protz. Die loyale Bevölkerung sei über die Sozialdemokraten empört. Besonders Protz habe darunter zu leiden.

Während der Zeit des Sozialistengesetzes wurde 1884 mit Ignaz Auer im 17. Wahlkreis wieder ein sozialdemokratischer Kandidat aufgestellt. 1887 kandidierte Heinrich Baerer in diesem Wahlkreis für den Reichstag. In Buxtehude erhielt er 115 von 628, in Altkloster 32 von 237 Stimmen.

Offiziell galt das Sozialistengesetz bis zum 30. September 1890; die Verlängerung wurde am 25. Januar 1890 vom Parlament abgelehnt. Schon zur Reichstagswahl im Februar waren die Sozialdemokraten wieder aktiv. Erneut kandidierte Baerer im 17. Wahlkreis und erreichte sogar die Stichwahl. Dabei erhielt er in Altkloster 159 Stimmen (65,7%) gegenüber 103 Stimmen seines Gegenkandidaten, in Buxtehude 282 (42,7 %) gegen 379 Stimmen.