Die SPD unter dem NS-Regime 1933 – 1945
Die sogenannte Machtübernahme im Reich am 30. Januar 1933 durch die Nationalsozialisten bedeutet auch für die SPD in Buxtehude einen erheblichen Einschnitt.
Trotz aller Schikanen, Behinderungen und Verbote konnte die SPD in der Reichstagswahl am 5. März 1933 in Buxtehude ihren Stimmanteil noch einigermaßen halten (23,4 %, Verlust 1,4 %), während die Nationalsozialisten im Landkreis Stade 60,8 % und gemeinsam mit der deutschnationalen „Kampffront Schwarz-Weiß-Rot“ (10,7 %) gar auf 71,5 % kamen. Ebenso errang die SPD eine Woche darauf in der Gemeindewahl immerhin noch 4 statt vorher 5 Sitze.
Nach der Gemeindewahl vom 12. März 1933 ergab sich für das Buxtehuder Bürgervorsteher-Kollegium folgendes Bild:
Stimmen |
Sitze |
|
NSDAP |
1.487 |
7 |
SPD |
829 |
4 |
KPD |
374 |
1 |
Kriegsopfer u. Sozialrentner |
196 |
1 |
Stadtteil Altkloster |
591 |
3 |
Bürgerliche Einheitsliste |
459 |
2 |
Wirtschaftliche Liste |
49 |
– |
In die Stadtvertretung wurden folgende Sozialdemokraten gewählt: Heizer Johannes Engel, Lehrer Hugo Schimke, Zimmerer Peter Meyer und Kaufmann Wilhelm Geerken. Schimke nahm die Wahl nicht an – vermutlich, weil ihm als Beamten dies vom Dienstherren nahegelegt war. Für ihn rückte Lina Meyer nach.
Ihr Mandat konnten die vier Sozialdemokraten dennoch nicht mehr ausüben. Bereits am 20. März hatte der Reichskommissar für das Land Preußen, Vizekanzler v. Papen, durch Runderlass verfügt, dass Kommunisten wegen des Verdachts auf Hochverrat von Sitzungen der Vertreterkörperschaften auszuschließen seien.
Dem folgte kurz darauf ein Erlass, nach dem alle sozialistischen Gemeindevorstandsmitglieder zu beurlauben und kommissarisch zu ersetzen seinen. Dies traf zunächst den sozialdemokratischen Senator Geerken, der am 27. März von seinem Magistratsamt beurlaubt wurde.
Während sich die „Machtübernahme“ in den meisten Kommunen des Landkreises Stade, wo die Nationalsozialisten ohnehin schon das Übergewicht besessen hatten, ohne Gewaltanwendung vollzog, erfolgte sie in Buxtehude besonders rabiat und spektakulär.
Unter der Führung des Regierungskommissars Hasse und eines Hilfspolizeiausbilders rückte ein Kommando aus Schutzpolizei, Stahlhelm und SA aus Stade an, dem sich die Buxtehuder SA und die NBS-Ortsgruppenleitung anschloss, zog durch die Stadt ins Rathaus, erklärte Bürgermeister Krancke für beurlaubt und setzte den örtlichen SA-Sturmführer Major a. D: Werner Glüer als kommissarischen Bürgermeister ein.
Außerdem wurden am 7. März auf Weisung des Stader Regierungspräsidenten (ab 26. März im Amt) der Stadtoberinspektor Bach sowie der Leiter der städtischen Gasanstalt und des Wasserwerkes, Georg Schulz (sozialdemokratischer Bürgervorsteher 1925 – 29), beurlaubt. Sie und Krancke wurden der finanziellen Manipulation bzw. der Verletzung städtischer Interessen beschuldigt. Diese Aktion endete jedoch als Fehlschlag. Die zunächst verfügte Entlassung von Schulz wurde im August 1934 vom preußischen Innenminister zurückgenommen, die erbetenen Entlassung Bachs kam nicht durch. Lediglich Krancke wurde in den vorzeitigen Ruhestand versetzt.
Ebenfalls am 30. März wurden die Sozialdemokraten Lehrer Schimke, Gewerbeoberlehrer Ordning, Lotse Köpcke, Gasarbeiter Holtz und Kaufmann Geerken kurzzeitig zur Vernehmung festgenommen.
Am Tage darauf erfolgte die Verpflichtung der am 12. März gewählten neuen Bürgervorsteher durch den kommissarischen Bürgermeister Glüer. Zwar wurde in dieser Sitzung noch der Sozialdemokrat Johannes Engel zum Senator gewählt, aber nicht mehr von der Regierung bestätigt. Am 5. Juli erließ der Landrat eine Zwangsverfügung gegen die vier sozialdemokratischen Bürgervorsteher, „sich der Ausübung des Mandats in der Gemeinde zu enthalten“. Am 22. Juni 1933 war die SPD im Reich offiziell von den NS-Machthabern verboten worden.
Noch einmal schlugen die Nationalsozialisten während des 2. Weltkrieges in größerem Stil zu. So wurden am 22. August 1944 im Landkreis die ehemaligen sozialdemokratischen Stadtverordneten Heinrich Börger, Johannes Jungclaus, Alfred Haase, Ludwig und Wilhelm Jürgens, Franz Neßler, Hinrich Steenwarber, Gustav Bahlke, Nicolaus von Borstel sowie der ehemalige Gewerkschaftssekretär Wilhelm Milius, sämtlich aus Stade, und Wilhelm Geerken aus Buxtehude von der Gestapo verhaftet und in das „Arbeitserziehungslager“ Farge bei Bremen gebracht.